In Deutschland leben schätzungsweise über zwei Millionen Kinder und Jugendliche mit einem Bruder oder einer Schwester, die krank oder behindert sind. Der Alltag in ihren Familien ist geprägt von der Sorge um das kranke oder behinderte Kind und einer frühen Auseinandersetzung mit existentiellen Fragestellungen.
Geschwisterkinder sind verstärkt Belastungen ausgesetzt und tragen ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung von psychischen Auffälligkeiten.
ZU DEN PROBLEMEN GEHÖREN BEISPIELSWEISE:
Emotionale und Verhaltensprobleme
Probleme in der Schule und Freizeitgestaltung
Probleme in der Familie und der Geschwisterbeziehung
Probleme beim Krankheitswissens- und Krankheitsverständnis
Probleme durch Überforderung in den häuslichen Aufgaben und der innerfamiliären Rolle
Damit besteht für Geschwisterkinder ein besonderer Versorgungsbedarf, der individuell je nach Problem und Belastungslage unterschiedlich aussieht.
Die besondere Lebenssituation kann für die Geschwister aber auch Chancen und Ressourcen mit sich bringen. Diese gilt es gezielt zu fördern und weiter zu entwickeln. Der Unterstützungsbedarf der Geschwister wird häufig nicht oder zu spät erkannt. Noch immer existieren zu wenig spezifische und bedarfsgerechte Angebote, die den Geschwistern in ihrer besonderen Lebenssituation helfen.
Aus diesem Grund hat es sich das Institut für Sozialmedizin in der Pädiatrie Augsburg (ISPA) zur Aufgabe gemacht, ein Versorgungsmodell zu entwickeln, das sich am Bedarf, den Bedürfnissen und der besonderen Lebenssituation der Geschwisterkinder orientiert - den GeschwisterCLUB.
Der GeschwisterCLUB besteht aus Gruppen- und Einzelangeboten zur psychosozialen Begleitung von Geschwisterkindern. Die Angebote sind bedarfsorientiert konzipiert und reichen von präventiven Maßnahmen bis hin zur rehabilitativen Versorgung. Ergänzt wird der GeschwisterCLUB durch Beratungs- und Informationsangebote für psychosoziale Fachkräfte.
Der GeschwisterCLUB wird vor dem Hintergrund der Übertragbarkeit konzipiert. Das Institut für Sozialmedizin in der Pädiatrie Augsburg (ISPA) arbeitet dafür eng mit anderen Einrichtungen und Anbietern von Geschwisterangeboten zusammen. Über dieses Netzwerk wird kontinuierlich an der Qualitätsentwicklung gearbeitet. Alle Angebote werden theoriegeleitet und nach dem aktuellen Stand der Forschung konzipiert. Dafür tauscht sich das ISPA mit erfahrenen Wissenschaftlern aus der Psychologie, Pädagogik, Gesundheitswissenschaften und anderen Fachbereichen aus. Die Angebote werden am ISPA evaluiert und hinsichtlich ihrer Praktikabilität erprobt.